Grußwort des Pfarrers

20060903_7

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? (Lk. 24, 32)

Liebe Gemeinde, liebe Leser,

für was brennen wir – für was bringen wir leidenschaftliches Engagement auf? Den Jüngern in der bekannten Emmausgeschichte (Lk. 24, 13-35) brannte das Herz als der auferstandene Jesus – den sie bisher gar nicht erkannt hatten – das Brot brach. Erst während der Feier des Hl. Mahles öffnen sich ihre Augen um den Auferstandenen zu erkennen. Er war wirklich und leibhaft mit ihnen gegangen und hatte ihnen die Schrift ausgelegt von Mose über die Propheten und Psalmen bis hin zu IHM selbst.

Es ist ein wenig schade, dass der Monatsspruch mitten im Vers abbricht und der wichtige Zusatz: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ fehlt. Denn das ist es ja gerade. Beides gehört zusammen: Mit Jesus auf dem Weg zu sein und in seiner leiblichen Gegenwart im Hl. Mahl die Mitte der Schrift zu erkennen.

Wir schauen nicht mit einem 2000-jährigen Abstand auf die Emmausjünger und ihre Leidenschaft zurück, sondern sind gleichsam selbst solche, die mit IHM gehen und IHN oft genug nicht erkennen. Ist ER doch auch wenn wir das Hl. Abendmahl feiern wirklich und wahrhaftig gegenwärtig. Und aus dieser immer wiederkehrenden Begegnung mit IHM eröffnet sich auch uns die Schrift. Das ist die Mitte unseres Glaubens, ER ist das Ziel und die Mitte der Heilsgeschichte zwischen Gott und den Menschen.

Wenn wir uns in diesen Wochen der Fasten- und Passionszeit wieder auf die zentralen Geschehnisse unseres Glaubens konzentrieren, damit neue Leidenschaft für IHN entzündet wird, „damit auch unser Herz brennt“, dann sind wir den Emmausjüngern ganz nah.

Ohne die Gegenwart des Auferstandenen erlischt unsere Leidenschaft und der Glauben wird lau und träge. Wenn ER aber unser Herz anrührt, dann erschließt sich uns auch der „rote Faden“ in der Heiligen Schrift. Jener „rote Faden“, der von Anbeginn an auf Christus zielt. In der Feier der Hl. Osternacht hören wir in den alttestamentlichen Lesungen davon. Wir werden mit hineingenommen in die Heilsgeschichte mit dem ganzen Reichtum unserer Tradition. Unsere Welt und unsere Zeit brauchen leidenschaftliche Christen, die brennen für Jesus Christus und die den Mut haben, Kirche mitzugestalten, statt zu gehen. Gehen wir lieber mit IHM wie einst die Emmausjünger und bitten IHN mit ihnen: „Herr, bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“

Ihr/euer Pfarrer Frank-Christian Schmitt